24. MĂ€rz 2016

Herr Khol, ohne Demokratie gibt es keine Freiheit!

2016-03-24T16:32:05+01:0024.03.16, 13:24 |Kategorien: Gesellschaft, Parteien, Wahlkampf|Tags: , , |

Khol-PlakatAndreas Khol versucht angesichts schlechter Umfragewerte verzweifelt, Aufmerksamkeit zu generieren. Das gelingt ihm. Und wie. Mit diesem gestern prĂ€sentierten Bild schrammt er haarscharf am Rande des von ihm beschworenen „Verfassungsbogens“.

„Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“ Das Zitat taucht in vielerlei Form auf und wird Benjamin Franklin zugeschrieben, einem der GrĂŒndervĂ€ter der Vereinigten Staaten.

Was will uns Andreas Khol, der ÖVP-Kandidat fĂŒr die BundesprĂ€sidentenwahl, mit der Botschaft „Demokratie allein sichert die Freiheit nicht.“ sagen? Wir erinnern uns schmerzlich daran, dass die VorlĂ€uferpartei der ÖVP in den Neunzehndreißiger-Jahren der Überzeugung war, die „Demokratie“ opfern zu mĂŒssen, um „Freiheit“ zu gewinnen, nĂ€mlich ihre eigene Freiheit von unliebigen Arbeiterinnen und Arbeitern, die um ihre Rechte und gerechte Löhne kĂ€mpften, „Freiheit“ von Gewerkschaften und auch vor der politischen Konkurrenz. Der Austrofaschismus bedeutete schlussendlich nicht nur das Ende der Demokratie, sondern auch das Ende jeglicher „Freiheit“. Das Ende der Pressefreiheit. Das Ende der Meinungsfreiheit. Eine massiv eingeschrĂ€nkte Religionsfreiheit. Das Ende des Demonstrationsrechts …

Die Khol-Sprecherin behauptet nun laut Standard, Khol habe nur gemeint, es brauche mehr Geld fĂŒr Polizei und Bundesheer. Nun ja, ich bin zwar kein Kampagnenspezialist, aber hĂ€tte das man dann nicht dementsprechend ausdrĂŒcken können? Oder war die Koketterie mit einem autoritĂ€ren System unter dem Deckmantel von mehr Sicherheit doch beabsichtigt?

Khol war ĂŒbrigens jener Politiker, der in die PrĂ€ambel unserer Verfassung einen „Gottesbezug“ festschreiben wollte. Auch das gab es schon einmal – in der austrofaschistischen Verfassung von 1934.

Ich hĂ€tte fĂŒr ihn und seiner ÖVP einen Vorschlag fĂŒr das nĂ€chste Plakat: „Ohne Demokratie gibt es keine Freiheit!“

14. MĂ€rz 2016

„Sie sind fĂŒr nichts, was fĂŒr normale Leute gut ist.“

2016-03-14T16:14:24+01:0014.03.16, 16:15 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus, Gesellschaft, Parteien, Wahlkampf|Tags: , , , |

annewill_afdEs ist das eingetreten, was absehbar war: Die AfD hat bei den Landtagswahlen in Deutschland abgerĂ€umt und die deutsche Parteienlandschaft gehörig durcheinander gewirbelt. Die etablierten Parteien stehen der AfD genauso ratlos gegenĂŒber wie hierzulande unsere Parteien der FPÖ. Der Wahlsieg von Winfried Kretschmann ist der One-Man-Show eines Politikers zu verdanken, der die traditionell konservativ-bĂŒrgerliche WĂ€hlerInnenschaft in Baden-WĂŒrttemberg abholen konnte – nicht zuletzt deshalb, weil der dortige Landes-CDU-Chef Guido Wolf mit seinen Steilvorlagen fĂŒr die Heute-Show vermutlich mehr PrĂ€senz erreichte, als durch politisch gehaltvolle Aussagen. Kretschmanns Erfolg ist durchaus in einer Tradition zu sehen: Zwischen 1978 und 1991 war mit Lothar SpĂ€th ein Mann MinisterprĂ€sident von Baden-WĂŒrttemberg, der kurz nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl die Kernenergie als Übergangsenergie bezeichnete, der das Nachdenken ĂŒber Alternativen forcierte und eine Versöhnung von Ökonomie und Ökologie postulierte. WĂ€re SpĂ€th nicht ĂŒber eine BestechungsaffĂ€re gestolpert, hĂ€tte er ausgezeichnete Chancen gehabt, den damaligen Bundeskanzler Kohl zu beerben. Kretschmann kann durchaus als Erbe von SpĂ€th gesehen werden. Er gilt als authentisch wirkender Bewahrer, ein Bild, das in einem seiner Wahlspots auch vortrefflich transportiert werden konnte. Linke Politik, die der AfD und dem Rechtsruck entgegenzustehen vermag, sieht aber zweifellos anders aus. Auch in Baden-WĂŒrttemberg hat die AfD mehr als 15% der Stimmen erlangt, was zu viel ist, um es einfach zu negieren. Zudem ist Kretschmann die SPD als Regierungspartner abhanden gekommen. Er muss sich nun wohl die CDU ins Boot holen. Die Differenzen dĂŒrften allerdings nicht unĂŒberwindbar sein.

In Rheinland-Pfalz sind die GrĂŒnen wieder dort gelandet, wo sie vor fĂŒnf Jahren waren und haben mit einem Verlust von fast zwei Drittel ihrer WĂ€hlerInnen den Einzug ins dortige Landesparlament gerade noch einmal geschafft. Der Fukushima-Effekt ist verpufft, die Regierungsbeteiligung an der Seite der erfolgreichen Malu Dreyer vermochte am Niedergang nichts zu Ă€ndern. Den GrĂŒnen wird in Umweltfragen Kompetenz zugebilligt, bei den wahlentscheidenden Themen offensichtlich keine oder nur wenig. Die GrĂŒnen waren, soferne den WĂ€hlerstromanalysen vertraut werden kann, auch die einzige Partei, die in einem relevanten Ausmaß Stimmen an die NichtwĂ€hlerInnen verlor und im Gegenzug keine von dort holen konnte. Die AfD erreichte hier mit 12,6% das schlechteste Ergebnis von den drei BundeslĂ€ndern, in denen gestern gewĂ€hlt wurde.

Bleibt noch Sachsen-Anhalt: Klare Wahlverliererinnen waren die SPD und die Linke. Die CDU mit ihrem Anti-Merkel-Kurs vermochte die AfD nicht zu stoppen – im Gegenteil: Sie erntete mit ihren rechtspopulistischen Tendenzen eine AfD mit 24,2%. Positionen hoffĂ€hig zu machen, um dann jene abzulehnen, die genau diese Positionen am glaubwĂŒrdigsten vertreten, ist kurzsichtig und dumm. Der Schlingerkurs der SPD wurde ebenso abgestraft, wie die Linke, die ein Drittel ihrer WĂ€hlerInnenschaft an die AfD abgeben musste. Das sollte der Linken zu denken geben: Wenn der Austausch mit der politisch entgegengesetzten Richtung so mĂŒhelos funktioniert, muss sie sich die Frage gefallen lassen, wie es denn um die eigenen Inhalte bestellt ist. Dass weder die GrĂŒnen noch die Linke Stimmen von den Nicht-WĂ€hlerInnen zu rekrutieren vermochten, zeigt, wie wenig GlaubwĂŒrdiges sie den Regierungsparteien entgegenzusetzen hatte.

Was sich auch am Wahlabend gezeigt hat, war die geschlossene Ablehnung der AfD durch die anderen Parteien. Die Absage an Koalitionen mit rechtsextremen Parteien ist in Deutschland somit sehr viel deutlicher als in Österreich. Das bekam die stellvertretende Bundesvorsitzende der AfD, Beatrix von Storch, gestern im Polittalk „Anne Will“ deutlich zu spĂŒren. In seltener Einigkeit demontierten die VertreterInnen der anderen Parteien die AfD-Politik: „Sie sind fĂŒr nichts, was fĂŒr normale Leute gut ist“, fasste es der SPD-Politiker Ralf Stegner prĂ€gnant zusammen. Fehlt nur noch die Politik, die fĂŒr die „normalen Leute“ gut ist. Das sollte Stegner ganz besonders seiner SPD mitteilen. Und vielleicht könnte er es auch der SPÖ flĂŒstern …

18. Februar 2016

Die „Aula“ und die Sprache des Nationalsozialismus

2016-02-18T15:23:19+01:0018.02.16, 15:58 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus, Gesellschaft, Parteien|Tags: , , , |

VerbotsgesetzSeit vielen Jahren analysiert die renommierte Sprachwissenschaftlerin Ruth Wodak den Gebrauch von Sprache – nicht zuletzt in der Politik.
Im „Standard hat sie nun Stellung bezogen zur „Aula“-AffĂ€re („„Aula“: Wodak hĂ€lt Verfahrenseinstellung fĂŒr „sehr bedenklich“).

Ein Ergebnis: Der im FPÖ-Umfeld verwendete Begriff der „Landplage“ fĂŒr bestimmte Personengruppen hat eine lange etymologische Geschichte – Wodak bezeichnet das als „eine Geschichte der Enthumanisierung“.
Ich bin gespannt, ob der Justizminister nun auf Wodaks Forderung reagiert: „Auf jeden Fall muss der Justizminister jetzt einmal Stellung beziehen.“

HinzugefĂŒgt werden kann, dass die Sprache des Aula-Artikels stark an die Sprache des Nationalsozialismus erinnert: „Politische Gegner oder Minderheiten wurden von den Nationalsozialisten im Anschluss an die jahrhundertealte Tradition des Antijudaismus und Antisemitismus oft mit Tiermetaphern beschrieben. Der Rassismus benutzte etwa Vergleiche aus der SchĂ€dlingsbekĂ€mpfung. So schrieb Hitler in „Mein Kampf“: „Der Jude ist und bleibt der typische Parasit, ein Schmarotzer, der wie ein schĂ€dlicher Bazillus sich immer mehr ausbreitet, sowie nur ein gĂŒnstiger NĂ€hrboden dazu einlĂ€dt.“

Hat noch jemand Fragen?

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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