Apokalypse in Europa
Kinder, die von Ratten angeknabbert werden? Mitten in Europa? Und Ăsterreich schaut zu?Â
In meiner Kolumne in den âVorarlberger Nachrichtenâ habe ich diese âSchande fĂŒr Europaâ thematisiert. Es ist auch eine Schande fĂŒr Ăsterreich. Hier fĂŒr Nicht-Abonnenten zum Nachlesen:
âMaden im Essen, Stacheldraht ums Lager. Es ist die Hölleâ, das berichtet völlig fassungslos der Kölner Pfarrer Hans Mörtter von einem Lager auf der Insel Samos. âApokalypse in Europaâ, schreibt dazu die Tageszeitung âtazâ. Es sind erschĂŒtternde Berichte, die uns von den FlĂŒchtlingslagern in Griechenland erreichen.
Die Angaben ĂŒber die Zahl der FlĂŒchtlinge sind widersprĂŒchlich. Im Lager auf Samos sind es etwa 4.300, ein Drittel davon Kinder.
Unhaltbare VerhÀltnisse
âIch habe mit auf der Flucht vergewaltigten afrikanischen Frauen gesprochen, die auf dem nackten Boden saĂen und auf die Geburt ihrer Kinder warteten. Ohne Hygiene oder Ă€rztliche Versorgung.â Das sagte niemand geringerer als der deutsche Entwicklungsminister Gerd MĂŒller von der CSU. Er machte sich auf den Inseln schon frĂŒher selbst ein Bild von den VerhĂ€ltnissen auf Samos.
Am Samstag verwies auf ehrenamtlich tĂ€tige Ărzte , die auf Samos eine Tetanus-Impfaktion gestartet haben, weil Babys in nassen Zelten von Ratten gebissen worden sind.
Und Ăsterreich?
Bundeskanzler Sebastian Kurz entzieht sich seit Monaten der Verantwortung. Es sei sinnvoller, âHilfe vor Ortâ zu leisten, statt FlĂŒchtlinge bei uns aufzunehmen. DarĂŒber kann man diskutieren.
Es gelingt aber offenkundig nicht, Hilfe âvor Ortâ zu organisieren. Die rechtsnationale griechische Regierung hat viel Geld fĂŒr die Betreuung von FlĂŒchtlingen erhalten. In den Lagern ist bislang kaum etwas davon angekommen.
Am Wochenende sprangen dem Kanzler AuĂenminister Alexander Schallenberg und Innenminister Karl Nehammer zur Seite und versprachen eine âTagesbetreuungsstĂ€tteâ fĂŒr Kinder. Das wird den Menschen nicht wirklich helfen.
Lichtblicke?
Ein Lichtblick ist die Mobilmachung etlicher prominenter ĂVP-Parteimitglieder in Tirol gegen den Kurs ihrer Bundespartei. Der BĂŒrgermeister von Sölden sprach Klartext: âWenn die Hilfe so ausschaut, dass Kinder im Dreck liegen und erfrieren, dann ist das keine Hilfe.â Er und andere BĂŒrgermeister sowie LandesrĂ€tin Beate Palfrader sind Teil einer Initiative fĂŒr die Aufnahme von FlĂŒchtlingen.
Auch der Koalitionspartner der ĂVP auf Bundesebene ist gefordert. Das, was derzeit im humanitĂ€ren Bereich abgeht, erinnert stark an die ZustĂ€nde unter TĂŒrkis-Blau. Und das ist es nicht, wofĂŒr die GrĂŒnen gewĂ€hlt wurden.
Diese Woche werden wir bei âLicht ins Dunkelâ viele warme Worte ĂŒber âwahre Menschlichkeitâ hören. Worte reichen aber nicht. Pfarrer Mörtter meinte: âDass es das gibt im 21. Jahrhundert, in Europa, ist eine Schande.â
Ăsterreich muss Teil einer EU-Initiative zur Aufnahme von FlĂŒchtlingen sein. Ansonsten ist Samos auch unsere Schande!
Warum sind die Infektionszahlen seit Herbst in Ăsterreich derart in die Höhe geschnellt. FĂŒr Bundeskanzler Kurz ist die Sache klar: Die AuslĂ€nder waren’s!
Vergessen wir auf unsere Zukunft? Man könnte es glauben, denn das Thema âBildungâ brennt unter den NĂ€geln, scheint aber nur im Zusammenhang mit dem Corona-Virus oder in der schwammigen Soft-Variante der Neos (âbeste Bildungâ âŠ) auf. Das Problem liegt aber tiefer: Es ist das Bildungssystem – um es mit dem Bildungswissenschaftler Karlheinz Gruber zu sagen.