Richard Wadani gestorben!
Diese Nachricht macht betroffen: In der Nacht auf heute ist Richard Wadani im 98. Lebensjahr gestorben. Er war ein groĂer Mensch, ein mutiger KĂ€mpfer fĂŒr HumanitĂ€t und Gerechtigkeit, ein entschiedener Antifaschist. Es sind viele schöne Erinnerungen, die ich persönlich an Richard Wadani und seine Frau Linde habe.
Bekannt geworden ist der Wehrmachtsdeserteur einer breiteren Ăffentlichkeit als Sprecher und spĂ€ter Ehrenobmann des Vereins âPersonenkomitee Gerechtigkeit fĂŒr die Opfer der NS-MilitĂ€rjustizâ.
Das hatte natĂŒrlich mit seiner Biografie zu tun. Der 1922 in Prag geborene ĂŒberzeugte Antifaschist wurde von der Wehrmacht eingezogen und unternahm bereits 1942 einen ersten Fluchtversuch. 1944 gelang ihm die Desertion an der Westfront. Richard meldete sich freiwillig als Soldat der tschechoslowakischen Exilarmee in GroĂbritannien.
Im Nachkriegsösterreich war Richard zuerst fĂŒr die KPĂ aktiv, verlieĂ die Partei aber nach dem gewaltsamen Ende des âPrager FrĂŒhlingsâ im Jahr 1968. Fortan engagierte er sich vor allem zivilgesellschaftlich – so setzte er sich beispielsweise massiv ein fĂŒr die die Aberkennung des Ehrengrabs fĂŒr die Nazi-Ikone Walter Nowotny.
Richard war aber vor allem die treibende Kraft, als es darum ging, die Rehabilitierung der Wehrmachtsdeserteure zu erreichen. UnterstĂŒtzt wurde er dabei vom Politologen Walter Manoschek und einigen seiner Studenten wie Thomas Geldmacher oder Hannes Metzler. Dass ich ihn und die Gruppe dabei als Abgeordneter begleiten durfte (âGerechtigkeit fĂŒr Wehrmachtsdeserteure!â), war eine der positivsten Erfahrungen in meiner Zeit im Nationalrat.
Er lieĂ es sich auch bis zuletzt nicht nehmen, fĂŒr seine Sache – Erinnerung und Gerechtigkeit – einzutreten. Sogar in Vorarlberg war das spĂŒrbar: Das Denkmal am Sparkassenplatz in Bregenz wurde im November 2015 eingeweiht. Inspiriert waren die dabei vor allem von ihm. Damit setzten die Macher und mit Ekkehard Muther der Initiator des Denkmals in Vorarlberg das fort, was Richard in einem jahrzehntelangen Kampf österreichweit immer wieder gefordert hatte und was auf Bundesebene u.a. in das Aufhebungs- und Rehabilitierungsgesetz (2009) und in die Errichtung des Deserteursdenkmals am Ballhausplatz gemĂŒndet hatte.
Seiner Frau Linde und seiner ganzen Familie mein tief empfundenes Beileid!
Was haben Corona-Diktatur, OrbĂĄn und Ăsterreich miteinander zu tun? Leider mehr, als uns lieb sein kann.
In den âVNâ habe ich unter dem Titel âSpannende Zeitenâ einen Kommentar zu den Auswirkungen der Corona-Krise geschrieben: