âRassische Durchmischungâ? NS-Sprache und ein entlarvendes Nachspiel im Nationalrat
Abg. RĂ€dler: Linke Hetze! â Zwischenruf des Abg. Mölzer. â Abg. Peter Wurm: Walser, gehen Sie nach Nordkorea, ist gescheiter! â Gegenruf der Abg. Korun. â Abg. Lausch: Ăbers Budget hat er nicht einmal ein Wort gesagt! â Abg. RĂ€dler: Linke Hetze wird rechten Sturm ernten!*
Nach Nordkorea wĂŒnscht mich also der FPĂ-Abgeordnete Peter Wurm. Der linken Hetze bezichtigt mich der ĂVP-Abgeordnete und Integrationssprecher (!) Johann RĂ€dler. EinmĂŒtigkeit also zwischen Blau und Schwarz gestern im Nationalrat. Dazwischen auch noch: âRuf bei der ĂVP â in Richtung FPĂ â: Das lasst ihr euch gefallen.â*
Hintergrund war unser Antrag, die Presseförderung fĂŒr die rechtsextreme Zeitschrift âZur Zeitâ zu streichen. Der Anlass: ein Foto, das dem Pressedienst der Stadt Wien entnommen und seitens der Redaktion von âZur Zeitâ mit einer neuen Bildunterschrift versehen wurde: âKindergarten in Wien: Die rassische Durchmischung ist unĂŒbersehbarâ
Die FPĂ-nahe Wochenzeitschrift (Chefredakteur ist der Nationalratsabgeordnete Wendelin Mölzer, der diese Funktion von seinem Vater Andreas geerbt hat) erhielt alleine im heurigen Jahr eine Vertriebsförderung nach dem Presseförderungsgesetz in der Höhe von ⏠47.457,50. Steuergeld finanziert also offenkundig rassistische Inhalte in einer Diktion, die direkt aus dem Nationalsozialismus stammen könnte. Diese Entgleisung war nicht die erste, seit ihrer GrĂŒndung im Jahr 1997 ist die Postille regelmĂ€Ăig durch rechtsextreme Inhalte aufgefallen.
Die Wort- und Zwischenmeldungen in der gestrigen Nationalratssitzung offenbarten zwei Dinge: Wo die FPĂ zweifelsfrei zu verorten ist und wie nahe ihr und diesem Gedankengut manche Mandatare und Mandatarinnen aus der ĂVP stehen. Nachgelegt hat auch noch die ĂVP-Abgeordnete Angelika Winzig, die in Richtung unserer Integrationssprecherin Alev Korun meinte: âSie fordern eine Politik fĂŒr Zusammenleben und Gleichstellung. Ja, das fordern wir auch, aber wenn ich heute das Interview mit Ihrem tĂŒrkischen Landsmann, und zwar dem Vorsitzenden der oberösterreichischen Muslime lese, so steht da: Frauen sind psychisch und physisch schwach, und MĂ€nner haben die Entscheidungsgewalt, dann sehe ich, dass die Integration nur auf der einen Seite erfolgt, aber nicht auf der anderen Seite.â* Bemerkenswert: Alev Korun ist natĂŒrlich österreichische StaatsbĂŒrgerin, anderfalls wĂ€re sie ja auch nicht Abgeordnete. Aber âeinmal TĂŒrk, immer TĂŒrkâ â so scheint zumindest die vorurteilsbehaftete Gedankenwelt von Angelika Winzig beschaffen zu sein.
Meine Rede zum Antrag kann hier (rede_zur-zeit) nachgesehen werden. Wir haben aufgrund der Veröffentlichung von âZur Zeitâ auch beim Presseethikrat Anzeige erstattet.
*Zitate aus dem stenographischen Protokoll