11. September 2015

Wiener ÖVP will Gemeinsame Schule

2015-09-11T14:46:01+02:0011.09.15, 14:37 |Kategorien: Bildung, Wahlkampf|Tags: , |

juracka_gymnasiumSuper: Die ÖVP will die Gesamtschule einfĂŒhren. Zwar durch die HintertĂŒr, aber immerhin.

Wie ich auf diese Idee komme? Der auch in den eigenen Reihen weitgehend unbekannte Spitzenkandidat der ÖVP-Wien, Manfred Juraczka, will mit einem bildungspolitischen Paukenschlag („ÖVP fordert sechs zusĂ€tzliche Gymnasien fĂŒr Wien“) punkten. Gleich sechs Gymnasien mehr nur in Wien? Da bleibt fĂŒr Neue Mittelschulen kein Platz mehr. Die Umsetzung seiner Forderung kann nur eines bedeuten: ein Gymnasium fĂŒr alle! Juraczka ist also in Wirklichkeit die neue bildungspolitische Geheimwaffe der Schwarzen und prĂ€sentiert somit unauffĂ€llig eine neue „bĂŒrgerliche“ Strategie zur Errichtung der Gesamtschule! Plakatiert wird – offensichtlich aus GrĂŒnden der auch innerparteilichen Tarnung – noch das Gegenteil.

Die Fakten: Derzeit besucht laut Statistik Austria schon jetzt mehr als die HĂ€lfte aller Kinder in der Bundeshauptstadt nach der Volksschule eine AHS-Unterstufe (52,6% im Schuljahr 2013/14), mehr als doppelt so viele wie in meinem Heimatbundesland Vorarlberg (23,8%). Die ÖVP-Forderung geht also eindeutig in eine Richtung: Bald sollen alle 10- bis 14-JĂ€hrigen in Wien ein Gymnasium besuchen.

Es gibt zwei Interpretationsmöglichkeiten fĂŒr den Vorstoß:

  • Die ÖVP will die bildungspolitische Benachteiligung und den Zugang zu höherer Bildung auf die Metropole beschrĂ€nken und den lĂ€ndlichen Raum benachteiligen. Das wĂ€re die Fortsetzung der bisherigen schwarzen Bildungspolitik und gar nicht gut.
  • Die ÖVP greift den Vorschlag der ehemaligen Wissenschaftsministerin Beatrix Karl wieder auf, die offensiv fĂŒr die Forderung „Gymnasium fĂŒr alle“ eingetreten ist (Karl will „Gymnasium fĂŒr alle“: Wende in der ÖVP?), aber damals noch scheiterte: „Entscheidend sei, dass die Bildungsentscheidung erst mit 14 getroffen werde und nicht mit zehn. Alle Kinder sollten die gleichen Chancen haben, so Karl.“ Gut so. Juraczkas Vorstoß weist in diese Richtung.

Falls jemand eine dritte Interpretationsmöglichkeit sieht, bin ich fĂŒr zweckdienliche Hinweise dankbar.

Ein Tipp an die Wiener Schwarzen: Es kann ja auch – wie in Vorarlberg angedacht – eine innovative neue Schule mit individuellen Förderungsmöglichkeiten sowohl fĂŒr besonders Begabte wie auch fĂŒr Kinder mit Lernschwierigkeiten sein. Aber am Namen der Gemeinsamen Schule soll es wirklich nicht scheitern. Gerne auch „Gymnasium fĂŒr alle“.

23. August 2015

Das Thema Bildung – gesehen durch die blaue Brille!

2015-08-23T17:20:19+02:0023.08.15, 15:19 |Kategorien: Bildung, Parteien, Wahlkampf|Tags: |

fpoeoe_bildung

 

Zu Recht wird der Umgang mit Strache und der FPÖ in Medien und Politik infrage gestellt.

Anneliese Rohrer beklagt in einem Kommentar, dass nun mit Heinz-Christian Strache derselbe Fehler gemacht wĂŒrde, wie seinerzeit mit Jörg Haider: Strache wird mit unzĂ€hligen Cover-Storys bedient, auch – und vor allem – von Medien, die der Partei der Hetzer durchaus kritisch gegenĂŒber stehen. Was zĂ€hlt, seien der Aufmacher und das KalkĂŒl. damit die Auflage erhöhen zu können.

 

„Man mĂŒsste die FPÖ politisch herausfordern, ihre ganz konkreten Vorstellungen zu Arbeitslosigkeit, Wirtschaftswachstum, Pensionen, Pflege, Bildung, Wissenschaft und was der Zukunftsthemen mehr sind darzulegen. Schließlich sieht sich die FPÖ auch als „einzige Zukunftspartei“. So könnte man sie inhaltlich, intellektuell und politisch bloßstellen. Stattdessen greift man zu Methoden, die schon einmal von der FPÖ zu ihrem Vorteil genutzt wurden. Die Justiz soll klĂ€ren, ob Steuerzahler per Korruption geschĂ€digt wurden. Die Politik soll eine KlĂ€rung der blauen Inhalte erzwingen.“

Ich greife Rohrers Anregung gerne auf. Schauen wir uns an, wie die Wahlprogramme der FPÖ in Oberösterreich und Wien zum Thema Bildung aussehen.

Oberösterreich: Law & Order und Ausgrenzung

Die ersten beiden Punkte „Nein zur Gesamtschule“ und „Wahlfreiheit bei Ganztagsschule“ können wir unter dem Label „Alles soll so bleiben“ subsumieren.

„Disziplinierungsmöglichkeiten fĂŒr Lehrer erweitern“: Was genau darunter verstanden wird, erfahren wir nicht. Einen Hinweis geben allerdings die KĂ€rntner Parteikameraden. Vor drei Jahren hatte der Ex-FPÖ-Politiker und damalige KĂ€rntner Bildungs- und Jugendreferent Uwe Scheuch eine Lanze gebrochen fĂŒr die „klane Tetschn“. Ihm selbst haben die „Tetschn“ der letzten Zeit nicht so gut getan, denn inzwischen ist Scheuch rechtskrĂ€ftig verurteilt.

Der in den Bundesrat um wohlfeile 4.153,40.- Euro (brutto) pro Monat weggelobte Ex-Landeshauptmann Gerhard Dörfler meinte: „Ich habe in der Schule viele gesunde Watschn erhalten, die ich provoziert und auch verdient habe. Keine davon hat mir geschadet.“ Na, ich weiß nicht!

Ebenfalls in die Kategorie „Law and Order“ fĂ€llt die Forderung „Familienbeihilfe bei notorischen SchulschwĂ€nzern streichen“. Und der Rest – immerhin die HĂ€lfte aller Forderungen – stammt vom FPÖ-Waschzettel „Wie mache ich Stimmung gegen MigrantInnen?“.

Wiener FPÖ bildungsmĂ€ĂŸig auf den Hund gekommen

Bei der FPÖ-Wien bin ich auf der Suche nach einem Wahlprogramm, in dem Bildung erwĂ€hnt wĂ€re, gar nicht erst fĂŒndig geworden. Doch halt, ich nehme alles zurĂŒck! Es werden mehr AusbildungsplĂ€tze fĂŒr PolizistInnen gefordert. Und auch hier taucht Bildung auf – irgendwie halt: „Wenn ein Hundehalter darĂŒber hinaus fĂŒr sein Tier auch noch eine Ausbildung auf BGH1-Niveau nachweisen kann, ist er von der Leinenpflicht zu entbinden.“

Und bevor mir jemand vorwirft, ich wĂŒrde hier „parteiisch“ agieren: NatĂŒrlich setze ich mich als GrĂŒner Bildungspolitiker mit den Positionen der anderen Parteien auseinander und kommentiere sie. Aber wer mir zur FPÖ-Bildungspolitik einen anderen Befund liefern kann, möge bitte nach vorne treten!

21. MĂ€rz 2015

BĂŒrgermeisterwahl in Hohenems und die Geschichte: „Weil sie Juden sind!“

2015-03-21T13:48:57+01:0021.03.15, 13:18 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus, Gesellschaft, Wahlkampf|Tags: , , |

Strache_EggerWer vermasselt Dieter Egger die Sache am nĂ€chsten Sonntag? Letztes Mal – bei den Landtagswahlen 2009 – soll es Bundesobmann Strache gewesen sein. Sind es diesmal die Emserinnen und Emser? Das könnte dann der Fall sein, wenn sie sich wie Arnulf HĂ€fele ĂŒber die Bedeutung dieser Wahl Gedanken machen.

Arnulf HĂ€fele, Historiker und Kolumnist der „Vorarlberger Nachrichten“, hat einen lesens- und bedenkenswerten Kommentar geschrieben. Unter dem Titel „Weil sie Juden sind!“ verweist er auf die besondere Situation in Hohenems, wo am Palmsonntag eine Stichwahl stattfindet. Es geht zwischen Amtsinhaber Richard Amann (ÖVP) und FPÖ-Landesobmann Dieter Egger um nicht weniger als die Funktion des BĂŒrgermeisters.
HĂ€fele macht mit Verweis auf das Schicksal eines Hohenemser Juden in der NS-Zeit und dem Verhalten der damals verantwortlichen lokalen Machthaber die historische Dimension dieser Wahl deutlich. Seinen Worten ist eigentlich nichts mehr hinzuzufĂŒgen, wenn nicht die Schriftstellerin Gabriele Bösch in einem lĂ€ngeren Text („Gibt uns die Historie eine zweite Chance?“) ihr ganz persönliches Dilemma bei dieser Wahl auf den Punkt gebracht hĂ€tte. Sie tut sich – auch das verstĂ€ndlich und nachvollziehbar – sehr schwer bei der Stichwahl. Zwei hochstehende Texte, die auf die vertrackte Situation in der „Grafenstadt“ verweisen.
Ich möchte nur ganz simpel eines hinzufĂŒgen: Dieter Egger als BĂŒrgermeister wĂ€re ein fatales Signal!

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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