Schulreform per Hüftschuss? Diesen Eindruck hat man, wenn man diese Wochen gelesen hat: „Sozialpartner wollen „Poly“ abschaffen“.

Die heutige Polytechnische Schule (PTS) geht zurück auf die Verlängerung der Schulpflicht auf neun Jahre und die Neuregelung des Schulwesens durch das umfassende Schulgesetz im Jahre 1962. Der ursprüngliche „Polytechnische Lehrgang“ wurde zuerst in Schulversuchen erprobt und nach diversen Reformen im Jahr 1996 zur „Polytechnischen Schule“.

Die PTS soll für eine Lehre vorbereiten. Das ist gut so. Sie soll aber keine schulische Sackgasse sein. De facto besteht heute aber entgegen ursprünglicher Pläne nach dem Besuch der PTS keine andere Chance als ein Lehrberuf, wenn man kein Jahr verlieren will. Daher wurde und wird die Polytechnische Schule leider von vielen als „verlorenes Jahr“ gesehen.

Die PTS sieht zwar Übertrittsmöglichkeiten in weiterführende Schulen vor, diese stehen aber nur auf dem Papier, weil der Lehrplan mit dem weiterführender Schulen nicht übereinstimmt und die PTS vor allem in urbanen Bereichen oft nur zur Erfüllung der Schulpflicht verstanden wird und eine Art Restschule darstellt. Im urbanen Raum wie etwa in Wien besuchen etwa 60 der österreichischen SchülerInnen mit Migrationshintergrund eine PTS, im österreichischen Gesamtdurchschnitt sind es 18 Prozent.

Die Abschaffung der Polytechnischen Schule sehe ich sehr kritisch. Das würde bedeuten, dass Kind mit dem Bade auszuschütten. Die PTS hat zwar Schwachstellen, sie ist aber für viele Jugendliche eine wichtige Vorbereitung auf die duale Berufsausbildung.

Reformbedarf sehe ich in den Angeboten. Den SchülerInnen soll es in wählbaren Modulen ermöglicht werden, Bildungsabschlüsse wie den vertieften Lehrplan der Neuen Mittelschule nachzuholen oder besondere Qualifikationen zu erwerben, die in ihrem weiteren Bildungsweg angerechnet werden. Damit hätten die SchülerInnen nach dem erfolgreichen Abschluss eine breitere Palette an Ausbildungsmöglichkeiten zur Auswahl. Bei einer durchgehenden Modularisierung der 9. Schulstufe bestünden zudem mehr Möglichkeiten zum Übertritt in andere Schule und die PTS verlöre den Ruf, eine bildungspolitische Sackgasse zu sein.

Eines ist sicher: Der Mensch lernt nicht allein mit dem Kopf. Kinder und Jugendliche schon gar nicht. Wir brauchen Formen des aktiven Lernens – ergänzt etwa durch eine breite Palette handwerklicher Tätigkeiten, wie das an den PTS (nicht nur zur Berufsvorbereitung) möglich oder an Waldorf-Schulen selbstverständlich ist.

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“