„Ist die Volksschule noch zu retten?“ – zu diesem Thema habe ich mit der „Wiener Zeitung“ ausführlich gesprochen. Derzeit versuchen ja vor allem konservative Kreise, der Volksschule – speziell den dort arbeitenden Lehrerinnen und Lehrern – die Schuld an der Bildungsmisere und den schlechten Ergebnissen bei sämtlichen Überprüfungen zuzuschieben. Zu Unrecht, wie ich meine.
Denn nicht zuletzt durch die Gehrer´schen Stundenkürzungen gibt es gerade in den Volksschulen viel zu wenig Zeit, um mit den Kindern das Lesen, Schreiben und Rechnen zu üben. Diese Grundfertigkeiten bleiben vielfach auf der Strecke, zumal die Herausforderungen bei weniger Unterrichtszeit durch viele Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache noch gestiegen sind. Was zu tun ist, habe ich versucht zu kizzieren. Um es kurz auf den Nenner zu bringen: Wie brauchen die Gemeinsame Schule, wir brauchen Ganztagsschulen und wir müssen den Lehrstoff von Ballast entrümpeln.
Natürlich ist es kein Zufall, dass jene zwei Bundesländer, in denen es überdurchschnittlich viele Kinder mit nichtdeutscher Erstsprache gibt, die größten Aufgaben haben, ist naheliegend: „Probleme bei Volksschülern in Wien und Vorarlberg“. Eine indexbasierte Mittelzuteilung wäre hier beispielsweise ein erster Schritt – nach dem Motto „größere Herausforderungen, mehr Geld“!
Auch auf andere Aspekte („Risikogruppe schwache Leser: Zwei Drittel sind Burschen“) muss speziell eingegangen werden.
Derzeit aber gibt es nur wenig Licht im pädagogischen Tunnel: Die Verhandlungen zur Reform haben – de facto – noch gar nicht richtig begonnen.
Sehr geehrter Herr Dr. Walser!
Als Mutter einer 11-jährigen Tochter möchte ich Ihnen gerne rückmelden, dass der Prüfungs- und Leistungsdruck für die Volksschüler teilweise extrem hoch ist. Ich denke, wenn meine Tochter die Volksschule als „Ganztagsschule“ erleben hätte müssen, wäre das dramatisch gewesen. Kinder brauchen Zeit zum Entspannen und Zeit mit der Familie. Natürlich ist das nicht in allen Familien möglich, deshalb gibt es ja auch das Angebot der Nachmittagsbetreuung. Volksschüler Vormittag und Nachmittag in der Schule zu verwahren, ist aus meiner Sicht der völlig falsche Weg.
Mittagessen zu Hause, Nachmittag in familiäre Umgebung, das sind Werte, die in unserer schnelllebigen Gesellschaft leider völlig verloren gehen. Ich empfinde es als äußerst bedauerlich, dass die Politik solche Werte nicht mehr wertschätzt.
Ich bedauere es zudem, dass in Österreich Bildung anscheinend nur noch an Testergebnissen gemessen wird. Diese Testungen kosten viel Geld und sind für mich sehr fragwürdig. Macht es wirklich Sinn das Abschneiden österreichischer Schüler mit Ländern zu vergleichen, die kulturell, gesellschaftlich und politisch völlig anders sind?
Schule kann zudem auch nicht alle gesellschaftlichen Mängel gut machen. In vielen Familien hat man für Kinder zu wenig Zeit. Bücher vorlesen und sich mit Kindern wirklich zu beschäftigen ist für so manche Eltern nicht mehr selbstverständlich. Vielleicht sollte man hier ansetzen.
Mit freundlichen Grüßen!
Mag. Sylvia Amin
Die echte Person!
Die echte Person!
Sehr geehrte Frau Mag.a Amin!
Danke für die Rückmeldung. Ich kann diesen Stress gut nachvollziehen. Schuld daran ist die viel zu frühe Trennung der Kinder mit 9 1/2 Jahren. Die Situation in den vierten Klassen der Volksschule ist arg. Mir tun die SchülerInnen leid. Und die Lehrkräfte. Und die betroffenen Familien.
Ganztägige chulformen sollten weniger und nicht mehr Stress bringen. Kinder hätten dort die Gelegenheit, Freizeit- und Erholungsphasen gemeinsam zu verbringen.