Bildung_Kind.jpgAlljährlich zeigt uns die Statistik Austria in Zahlen, welche Folgen der Föderalismus für Krippen und Kindergärten in Österreich hat. Kurz gesagt: jedes Bundesland macht, was es für richtig hält. Ob das im Interesse der Kinder, PädagogInnen und Eltern ist, bezweifle ich stark. Wie viele Krippenplätze es gibt, wie lange täglich geöffnet ist, und wie viele Kinder in einer Gruppe sind, entscheidet letztlich die Postleitzahl.

Aktuell haben österreichweit 25,5% der unter 3-Jährigen einen Krippenplatz. Wer Tageseltern hinzuzählt, kommt auf 27,4%. Das heißt: nicht einmal jedes dritte Kind hat aktuell einen Betreuungs- oder Bildungsplatz. Einige Bundesländer haben ihr Angebot für unter 3-Jährige in den letzten Jahren massiv ausgeweitet (Bsp.: Wien 45,1%, Burgenland 30,5%). In anderen Bundesländern ist es für Eltern nach wie vor ein Glücksfall, wenn sie einen Krippenplatz für ihr Kind finden (Bsp.: Steiermark 13,4%, Oberösterreich 14,5%). Hier zudem die Kindertagesheimstatistik 2015/2016.

Für berufstätige Eltern sind Öffnungszeiten und Schließtage ein leidiges Thema. Ein Kindergarten hat in Österreich im Jahr 2015/2016 im Durchschnitt 32 Betriebstage pro Jahr geschlossen. Im Westen ist die Situation noch schlimmer: Tirol hat 44 Schließtage, in meinem Heimatbundesland Vorarlberg sind es noch immer 41 Schließtage (immerhin mit positiver Tendenz, denn im Vorjahr waren es noch 54). Ein/e ArbeitnehmerIn hat aber nur 25 Tage Urlaub pro Jahr. Eine Familie in Tirol kann die vielen Schließtage nicht einmal überwinden, wenn es die Urlaubstage abwechselnd aufbraucht.

Der Handlungsauftrag für die Regierung ist daher klar:

  • Der Ausbau von Krippen und Kindergärten muss zügig vorangetrieben werden. Der Bund muss Länder und Gemeinden auch in den nächsten Jahren finanziell dabei unterstützen.
  • Langfristig brauchen wir einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab dem 1. Geburtstag. Ich fordere Ministerin Karmasin dazu auf, einen Stufenplan zur Umsetzung vorzulegen. Denn ein Rechtsanspruch kann nicht von heute auf morgen eingeführt werden.
  • Wir brauchen mehr Plätze, aber auch mehr Qualität. Der elementare Bildungsbereich braucht bundesweit einheitliche Mindeststandards (Gruppengröße, PädagogInnen-Kind-Schlüssel, Öffnungszeiten etc.). Die Qualität entscheidet darüber, ob Kinder vom Kindergartenbesuch profitieren können. Eine Verringerung des PädagogInnen-Kind-Schlüssels ist dafür ebenso wichtig, wie eine höhere Qualifizierung des pädagogischen Personals.
  • Ein mehrjähriger Kindergartenbesuch stärkt – das bestätigt erneut die OECD-Studie – Bildungschancen. Das zweite Kindergartenjahr muss endlich kommen!

Wir brauchen zudem einen Rechtsanspruch von Eltern für die Betreuung ihres vorschulischen Kindes, das Herumeiern der zuständigen Ministerin Sophie Karmasin zum Rechtsanspruch ist nicht zu akzeptieren. Ich habe dazu deutlich Stellung bezogen, denn wenn die Regierung ihre Versprechungen ernst meint, braucht es für die Umsetzung einen konkreten und seriösen Stufenplan.