Bildung_Kind_ChancengerechtigkeitPrinzipiell sollten in Österreich alle Kinder gemeinsam unterrichtet werden, die Realität schaut anders aus. Das Ö1-Morgenjournal berichtet („Reine Flüchtlingsklassen in Wien“), dass es allein in Wien schon 17 und in Oberösterreich zwölf reine „Flüchtlingsklassen“ gebe. Ähnlich die Situation in Niederösterreich.

Nun rächt es sich, dass die Regierungsparteien meinen Antrag aus dem letzten Jahr („Schule für Flüchtlinge ab dem ersten Tag“) abgelehnt haben, in den großen Erstaufnahmelagern Brückenklassen einzurichten: Dort hätten Kinder vom ersten Tag weg einen strukturierten Tagesablauf, man kann ihre Muttersprache, allfällige Fremdsprachenkenntnisse, ihr Sprachniveau sowie ihre weiteren schulischen Vorkenntnisse feststellen und untersuchen, ob sie traumatisiert sind, sie werden zudem vom ersten Tag an ohne großen Leistungsstress mit dem Schulalltag in Österreich vertraut gemacht.

In der Erstaufnahmestelle in Traiskirchen und den – auf Grund der großen Zahl an Flüchtlingen notwendig gewordenen – großen Quartieren (z.B. Zollamtsschule in Wien/Erdberg) sind ständig zahlreiche Familien mit schulpflichtigen Kindern untergebracht. Zumeist beläuft sich die Aufenthaltsdauer dort nur auf einige Tage oder Wochen, manche warten aber auch einige Monate auf eine dauerhafte Unterbringung im Bundesgebiet. Da die Aufenthaltsdauer dieser Familien sehr unterschiedlich und schwer vorhersehbar ist, kann eine Integration der Kinder an den Pflichtschulen der betreffenden Orte nicht vorgenommen werden. Diese Aufgabe ist den Schulen daher auch nicht zumutbar.

„Flüchtlingsklassen“ sind nur als kurzfristige Einstiegsmaßnahme unter bestimmten Voraussetzungen zu akzeptieren, Ziel muss die rasche Integration der Kinder in Regelklassen sein. Es ist aber nicht zu akzeptieren, dass diese Klassen noch immer als Notlösung ohne ein konkretes Konzept geführt werden. Wir brauchen für die schulische Integration von Flüchtlingskindern einen Plan, der für wenige Wochen auch eigene Klassen vorsehen kann, Kinder aber auf den möglichst raschen Übertritt in die Regelklassen optimal vorbereitet.

Zudem: Am Dienstag wollen die Regierungsparteien im Unterrichtsausschuss Sprachstartgruppen und Sprachförderkurse beschließen. Das ist prinzipiell zu begrüßen, wird aber viel zu stark reglementiert, schafft ein massives bürokratisches Prozedere und ist zudem zeitlich befristet. Hier wäre eine Möglichkeit gegeben, im Rahmen der versprochenen Schulautonomie die Entscheidung über die Art und Weise der Durchführung an die Standorte zu verlagern. Gerade was die Sprachförderung anbelang, gibt es an Österreich nur kurzfristige Maßnahmen und kein langfristiges Konzept. Dabei gäbe es funktionierende Vorbilder – etwa „FörMig“ in Deutschland („Flüchtlingskinder: Wie ein Problem groß geredet wird“).