Bei den Kindergärten ist Feuer am Dach!
Was wurde für den elementarpädagogischen Bereich nicht alles versprochen im „Regierungsübereinkommen 2013-2018“: ein bundesweiter Qualitätsrahmen sollte bis 2016 vorgelegt werden, das zweite kostenlose Kindergartenjahr sollte eingeführt werden und die Prüfung der Geldströme vom Bund zu Ländern und Gemeinden im Rahmen des Finanzausgleichs. Nichts von alledem wurde verwirklicht. Dass die Regierung auch in anderen Bereichen versagt hat, ist da wenig tröstlich.
Doch jetzt wird die Situation langsam dramatisch: Es ist Feuer am Dach! Denn ab Ende dieses Jahres bis Sommer 2018 laufen gleich drei die Bund-Länder-Vereinbarungen für eine zusätzliche Dotierung der Elementarpädagogik aus. Ländern und Gemeinden fehlen dann 575 Millionen Euro: 305 Millionen für den Ausbau, 60 Millionen für Sprachförderung und 210 Millionen für das Gratis-Kindergartenjahr.
Ich habe heute im Rahmen einer Pressekonferenz auf diese Gefahr hingewiesen.
Von dringend notwendigen Maßnahmen wie dem – im Regierungsvortrag vom November 2015 – ebenfalls versprochenen bundesweiten Qualitätsrahmen für Elementarpädagogik, einer Verbesserung der Ausbildung der KindergartenpädagogInnen wie bei LehrerInen zumindest auf einer Pädagogischen Hochschule oder einem Rechtsanspruch auf Krippenplatz ab erstem Geburtstag erst gar nicht zu sprechen.
Da geht es um Öffnungszeiten der Kindergärten ebenso wie um die – insbesondere in den westlichen Bundesländern – vielen Schließtage, da geht es um den Betreuungsschlüssel von Kindern pro PädagogIn, da geht es um ein warmes Mittagessen usw.
Und ja: Ich drücke mich auch nicht vor der alles überlagernden Diskussion über die sogenannten „islamischen Kindergärten“. Sebastian Kurz hat das zu einem parteipolitischen Kampfthema gemacht, statt seinen eigentlichen Job zu erledigen: die Evaluierung der Sprachförderung. Dieses Thema wird unverständlicherweise (auch medial) vernachlässigt. Seit 2009 fehlt in Österreich eine Evaluierung der Sprachförderung, obwohl der dafür zuständige Integrationsminister ständig mangelnde Sprachkenntnisse der Kinder bei Schuleintritt beklagt. Aber er tut nichts dafür, die Qualität der Sprachförderung zu überprüfen, denn da liegt einiges im Argen.
Dass in Österreich ein Konzept für die Sprachförderung von den Kindergärten bis in die Schulen fehlt, sei hier nur am Rande erwähnt. Ich habe mehrfach darauf hingewiesen und auch Vorschläge gemacht: „So lernen alle Kinder Deutsch: unser Modell zur Sprachförderung!“
Ein Wort zu den offenkundigen Problemen in den „islamischen“ Kindergärten in Wien. Hier muss gehandelt werden. Neben den zu verstärkenden Kontrollen durch fachkundige Personen ist für eine bessere Durchmischung (nach Herkunftssprachen) zu sorgen. Zwang wird nicht die Lösung sein, schon gar nicht die Verfrachtung von Kindern quer durch die Ortschaften. Bei mehreren nahegelegenen Einrichtungen ist jedoch auf eine bessere Verteilung zu achten. Zusätzlich werden Anreizssysteme – wie eine optimale Ausstattung von Kindergärten in Brennpunktlagen – dazu führen, dass jene Bedingungen eher gewährleistet sind, unter denen Kinder am besten lernen, nämlich voneinander.