18. Oktober 2016

Schulautonomie: kleine Brötchen statt großem Wurf!

2016-10-18T12:55:52+02:0018.10.16, 12:55 |Kategorien: Bildung|Tags: , , , |

Gruene-Schule11Jetzt ist er also da, der Vorschlag der Bundesregierung zur Schulreform. Nein, nicht alles ist schlecht. Nein, von der versprochenen grundlegenden „Reform“ kann leider nicht gesprochen werden.

Viele der Punkte, die heute im Ministerrat vorgestellt wurden, sind nämlich bereits jetzt möglich: Große Bereiche wie die qualitative und quantitative Verbesserung im Bereich der Elementarpädagogik – Stichworte Bildungsrahmenplan, Qualitätsstandards sowie zweites verpflichtendes Kindergartenjahr – und wichtige Entscheidungen wie die Gemeinsame Schule zumindest in der Modellregion in Vorarlberg lassen weiterhin auf sich warten.

Bis zu acht Schulen unter eine gemeinsame Leitung zu stellen, sehe ich – sagen wir mal – „vorsichtig positiv“: Hier kommt es auf das Kleingedruckte an, denn das klingt sehr stark nach Einsparungen. Was wir aber brauchen, ist ein besseres Angebot für die SchülerInnen! Die Idee, die organisatorische und pädagogische Leitung zu trennen, ist prinzipiell sinnvoll, die Bildung von größeren Schul-Verbünden daher zu begrüßen. Leider wird die gemeinsame Verwaltung von Pflicht- und Bundesschulen auf einen „zweiten Schritt“ verschoben. Damit wird die Segregation im Schulsystem weiter vorangetrieben.

Ob es, wie angekündigt, gelingt, die 50-Minuten-Einheiten aufzubrechen, ist fraglich: Das gesamte Dienstrecht der LehrerInnen, die Ressourcenzuteilungen an die Schulen und die Stundenplangestaltung basieren auf dieser Einheit. Ich verweise diesbezüglich auf das von mir eingeforderte Jahresarbeitszeitmodell für Lehrkräfte, das den Schulen den nötigen Spielraum für eine innovative Stundenplangestaltung gegeben hätte.

Die Abschaffung der Klassenschülerhöchstzahlen, Teilungsziffern und Mindestgruppengrößen ist positiv. Vor allem höhere Schulen profitieren der erhöhten Flexibilität, wenn sie große und auch fächerübergreifende Projekte in mehreren Phasen – von der großen Vorlesung, über die Kleingruppenarbeit bis zur Präsentation im Plenum – durchführen können.

Die Auswahl der Lehrkräfte an die Schulen zu verlagern muss sehr gut vorbereitet werden. Ohne sozialindexbasierter Mittelzuteilung können kleine Schulen und Standorte in sozialen Brennpunkten interessierten BewerberInnen weiterhin keine besonderen Konditionen anbieten. Das benachteiligt sie im Wettbewerb um die besten Köpfe gegenüber größeren Schulen und geht letztlich auf Kosten der SchülerInnen.

Die ursprünglich geplante Befristung der LeiterInnenposten auf jeweils fünf Jahre hätte die Innovationskraft der Schulen weiter befeuert und die Verantwortung für die Schulentwicklung gestärkt. Schade, dass dafür in der Regierung keine Mehrheit gefunden wurde. Die angekündigte Regelung der Definitivstellung nach fünf Jahren ist nicht neu.

Immerhin bekommen die Standorte mehr Einfluss auf die Personalentwicklung am Standort und können ein maßgeschneidertes Weiterbildungspaket für ihre Schule/ihren Cluster mit den Pädagogischen Hochschulen aushandeln. Um diese neuen Möglichkeiten erfolgreich zu nutzen, brauchen die Standorte und die SchulleiterInnen allerdings Kompetenzen, die bisher nicht Teil des Anforderungsprofils für SchulleiterInnen war.

Die angekündigte Mitsprache der SchulpartnerInnen, die Entparteipolitisierung der Landesschulräte und auch die Transparenz und Nachvollziehbarkeit des Mitteleinsatzes bleiben weiterhin offen. Da ist ein Jahr nach der angeblichen „Einigung“ auf eine weitgehende Schulreform noch viel zu viel offen!

11. Dezember 2015

Vorarlberg in Sachen Gemeinsame Schule als Vorbild für Österreich?

2015-12-11T16:32:36+01:0011.12.15, 13:53 |Kategorien: Bildung|Tags: , , , , |

Gemeinsame Schule VorarlbergKann Vorarlberg in Sachen „Gemeinsame Schule“ eine Vorbildfunktion für ganz Österreich haben? Dieser Frage bin ich heute in einer Pressekonferenz gemeinsam mit Michael Schratz nachgegangen. Schratz ist Dekan der School of Education an der Uni Innsbruck und international anerkannter Spezialist für LehrerInnenbildung und Schulforschung. Er ist zudem verantwortlich für den zentralen Bereich der Modellregion – das pädagogische Konzept. Meine zentrale Botschaft lautete: „Grüne bestehen auf Bildungsmodellregion Vorarlberg“.

Eines ist wichtig: Eine Gemeinsame Schule muss so gestaltet sein, dass individuell auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen eingegangen werden kann. Das betrifft Hochbegabte genauso wie Kinder mit Lernschwierigkeiten. Darauf muss sowohl in der Ausbildung der künftigen Lehrkräfte ein Schwerpunkt gesetzt werden als auch in der Fortbildung für die jetzt Unterrichtenden. Auch eine wirkliche Schulautonomie mit Zielvereinbarungen und einem Rückmeldesystem ist vonnöten.

Zentral ist daher eine moderne Pädagogik für heterogene Gruppen als Schwerpunktsetzung bei Aus- und Fortbildung:

  • Differenzierung (offene Lehr- und Lernformen, entdeckendes Lernen, kooperative Lernformen, Freiarbeit, Wochenpläne, Stationenlernen …)
  • Kein Kind zurücklassen – weder Kinder mit Lernschwierigkeiten noch Hochbegabte: Individualisierung und Personalisierung

Es wird ein harter Weg werden: In den nächsten sechs Monaten werden wir mit der Regierung darüber verhandeln. Die Modellregion ist dabei ein Knackpunkt – und übrigens beileibe nicht der einzige. Weitere Verhandlungen muss es auch in Sachen Verwaltungsreform – einer, die den Namen verdient – geben sowie einer wirklichen Aufwertung der Elementarpädagogik.

Der ZiB-Beitrag ist hier nachzusehen: https://www.facebook.com/haraldwalser/videos/vb.1674379189460081/1711208352443831/?type=2&theater

7. Oktober 2015

Bildungsreform: top secret!

2015-10-07T17:09:16+02:0007.10.15, 17:06 |Kategorien: Bildung, Nationalrat|Tags: , , , |

Gestern ging es im Nationalrat zur Sache. Wir Grüne haben eine Sondersitzung verlangt und eine Dringliche Anfrage an Bildungssministerin Gabriele Heinisch-Hosek eingebracht.
Die mit großem Tam-Tam eingerichtete „Bildungsreformkommission“ soll ja nach einjähriger Tätigkeit am „Lostag“ 17. November ihre Ergebnisse präsentieren. Was ist zu erwarten? Welche konkreten Maßnahmen werden vorgeschlagen? Ich habe die Ministerin auch darauf hingewiesen, dass man ein so gewaltiges Vorhaben wie eine Bildungsreform nicht als Geheimprojekt durchführen kann und die Beteiligten einbinden muss. Gibt es eine Umgestaltung der Regierungsverantwortung? Werden alle Bildungsagenden in einem Ministerium zusammengelegt? Wie schaut die Unterstützung für den Vorarlberger Vorstoß aus, das ganze Bundesland zu einer Modellregion der Gemeinsamen Schule bis 14 Jahre zu machen?

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

Hier erfahren sie mehr…

Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


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