20. September 2016

Will Norbert Hofer mit „dem Faustkeil in die Hofburg“?

2016-09-21T13:35:27+02:0020.09.16, 22:55 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , |

FPOe_LKWahlenWie tickt Norbert Hofer eigentlich? Als Vertreter von „unsinnigsten Verschwörungstheorien“ ist er ja inzwischen bekannt – Stichworte „Chemtrails“ oder „Aluhut“ („Die Aluhut-Politik der FPÖ“). Auch seine deutschnationale Einstellung ist zur Genüge thematisiert worden („Bürgerliche Wähler und Norbert Hofer“).

Wem das Lachen noch nicht vergangen ist: Es ist – wie so oft – alles noch viel schlimmer. Schauen wir uns das publizistische Schaffen von Norbert Gerwald Hofer an. Er hat ja nicht nur das inzwischen berüchtigte „Handbuch freiheitlicher Politik“ herausgegeben, sondern fungierte auch als Herausgeber für Machwerke anderer Autoren. Beispiel gefällig?

Das „Lower Class Magazine“ – Selbstbezeichnung „low budget underground journalism aus Berlin, Wien und dem Rest der Welt“ – hat eine interessante Analyse veröffentlicht: „Mit dem Faustkeil in die Hofburg?“ Es geht um ein vor drei Jahren von Norbert Hofer herausgegebenes Buch des FPÖ-Bezirksrats Michael Howanietz aus Wien-Brigittenau inklusive Vorworten von Hofer und Strache. Dieser veröffentlicht regelmäßig in rechtsextremen Publikationen. Nun beim Freiheitlichen Parlamentsklub: „Für ein freies Österreich. Souveränität als Zukunftsmodell“

Hier nur einige kurze Beispiele aus der Gedankenwelt der blaunen Herrschaften:

  • Für den FPÖ-Bezirksrat „funktioniert“ der Mensch „in seinem innersten Schaltplan immer noch nach Steinzeitprägung“. Seine Schlussfolgerung: „Archaisch siegt!“ Er rät daher zur Rückkehr in eine ländlich-wehrbäuerliche Lebensweise in Kleinverbänden: „Das Stadtleben befördert die Entmenschung.“
  • „Grundfalsch und verstandesfern ist der gutmenschliche Ansatz, afrikanische Drogendealer, die unsere Kinder hierzulande in Sucht und Unglück treiben, als Kompensation für die Verbrechen westlicher Firmen in Afrika zu sehen.“ Norbert Hofer gefällt das.
  • Demokratie sei nur ein „geeigneter Rahmen für kleine Einheiten“, daher arbeitet er an einem Gegenmodell zum „europäischem Einheitsstaat“, deshalb zitiert Howanietz einen Risikoforscher: „Kleine Einheiten, die sich im Wettbewerb gegenseitig stressten, wären überlebensfähiger“
  • FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache schreibt im Vorwort, das Buch skizziere die Probleme, „vor denen wir heute stehen“, die Österreich an der Verwirklichung der FPÖ-Ziele hinderten, es illustriere Wege aus dem „Korsett“.
  • Auch Herausgeber Norbert Hofer schrieb natürlich ein Vorwort. Beim Lesen erkenne man, dass die „Politik in unserem Land die falschen Fragen gestellt hat“, es sei aber „nicht zu spät die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen“.

Das von Norbert Hofer herausgegebene Buch erlaubt besorgniserregende Einblicke in die einigermaßen bizarre Gedankenwelt „freiheitlicher“ Ideologen. „Gedanken“welt? Na ja.

Und nein: Das Bild ist keine bösartige Satire. Es ist FPÖ-Wahlwerbung pur, die ich vor Jahren einmal für einen Beitrag verwendet habe („Reinrassig & Echt“ – blauer Stumpfsinn!).

3. August 2016

Einfach mehrmals „Präsident Norbert Hofer“ sagen!

2017-12-21T16:27:14+01:0003.08.16, 18:51 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus, Nationalrat, Wahlkampf|Tags: , , |

Update 21.12.2017
Im Kabinett von Infrastruktur-Minister Norbert Hofer sind zu finden:
René Schimanek (Kabinettchef)
Herwig Götschober, Irmgard Fischer und Arndt Praxmarer.

 

hofer_stracheMichael Moore hat die USA mit einem ganz einfachen Mittel aufgerüttelt: Die Menschen sollen einfach mehrmals hintereinander „President Donald Trump“ sagen, dann werde die Dramatik der jetzigen Situation klar.

Damit sind wir schon bei den Bundespräsidentschaftswahlen in Österreich. Der „Falter“ berichtet über die Mitarbeiter Norbert Hofers im Parlament, die er – wie Hofer selbst im Fernsehen angekündigt hat – in die Hofburg mitnehmen möchte. Hier in Kürze, um wen es sich dabei handelt:

  • Büroleiter René Schimanek hatte enge Kontakte zu den bekanntesten österreichischen Rechtsextremisten, „Wehrsportübungen“ inklusive. Selbst die deutsche „Bild“ veröffentlichte jüngst das berühmt-berüchtigte Foto aus dem Jahr 1987, das ihn in Springerstiefeln und mit Schlagstock bewaffnet hinter dem Neonazi Gottfried Küssel zeigt.
  • Herwig Götschober ist Sprecher der Verbindung „Bruna Sudetia“ und Co-Sprecher der „Deutschen Burschenschaft“, 2009 marschierte er gemeinsam mit Rechtsextremisten wie Wolfgang Lechner oder „Identitären“-Chef Martin Sellner am Grab des Nazi und Luftwaffen-Major Walter Nowotny auf.
  • Irmgard Fischer war Mitglied der rechtsextremen „Mädelschaft Freya“, die gegen die „Zerstückelung des Reiches“ und die „Umerziehung der Deutschen in Österreich“ nach 1945 auftritt. Sie will angeblich 2013 ausgetreten sein, weigert sich aber zu sagen, warum.
  • Arndt Praxmarer ist Mitglied der Burschenschaft Suevia, die Teil der rechtsextremen „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ ist.
  • Konrad Belakowitsch ist Hofers Pressesprecher und Mitglied der Burschenschaft „Silesia“, die Österreich als Teil Deutschlands sieht. “. Er ist übrigens Ehemann von FPÖ-Nationalrätin Dagmar Belakowitsch-Jenewein.

All diese Herrschaften ab Herbst in der Hofburg? Falls jemandem die Dramatik der jetzigen Situation nicht klar sein sollten, könnte er ja dem Rat von Michael Moore folgen und mehrmals hintereinander „Präsident Norbert Hofer“ sagen. Wem das nicht hilft, dem ist nicht zu helfen.

30. Juli 2016

Norbert Hofer, der Nazi?

2016-07-30T13:03:59+02:0030.07.16, 12:18 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , |

hofer_stracheNun ist’s quasi offiziell: Norbert Hofer darf als „Nazi“ bezeichnet werden – zumindest unter bestimmten Umständen, wie es gestern an einem Innsbrucker Gericht in erster Instanz festgestellt wurde*. Die Richterin ortet als Begründung ein „Tatsachensubstrat“, da sich die FPÖ nicht nur nicht von rechtsextremen Gruppierungen distanziere, sondern auch den Kontakt zu diesen suche. Nun, da ist der Richterin uneingeschränkt zuzustimmen. Aber macht etwa der Kontakt zu Rechtsextremen aus Hofer nun schon einen „Nazi“?

Karl Öllinger hat sich das von Norbert Hofer endredigierte „Handbuch freiheitlicher Politik“ genau angesehen und findet darin eindeutig rechtsextreme Positionen. Da ist auch die Mitgliedschaft in einer rechtsextremen Burschenschaft, die in einer Festschrift die österreichische Nation leugnet, da sind von Hofer verfasste Beiträge in rechtsextremen Zeitschriften, da sind die Rassismen, deren sich Hofer vehement im Wahlkampf bediente. Und ja, da sind auch Elemente, die durchaus am nationalsozialistischen Gedankengut streifen. Das reicht bis zur mangelnden Abgrenzung von neonazistischen Aktivitäten rund um die FPÖ oder auch in der FPÖ, wenn etwa ehemals ausgeschlossene Mitglieder über die Hintertür wieder in den Schoß der Partei zurückkehren. Und, um auch das klar auszusprechen, nazistisches Gedankengut ist wohl auch einigen aus der höherrangigen FPÖ-Riege nicht fremd.

Aber wenn das, was Hofer charakterisiert, einen „Nazi“ definiert, was sind dann Holocaustleugner wie Honsik und Küssel, Neonazis, die ideologisch motiviert gewalttätig werden und nicht zuletzt: Was ist dann strafrechtlich auf Basis des Verbotsgesetzes zu verfolgen, wenn nicht (neo)nazistische Aktivitäten?

Nicht, dass ich Hofer nun nach dem Innsbrucker Urteil bedauern würde, denn seine Mittel der Diffamierung und jene der FPÖ sowie ihrer Gefolgschaft sind nicht mehr zählbar. Dennoch sollten wir Begrifflichkeiten wie „rechtspopulistisch“, „rechtsextrem“, „faschistisch“ und „(neo)nazistisch“ klar voneinander abgrenzen und sie nicht pauschal und unhinterfragt handhaben. Die inflationäre und unreflektierte Anwendung bedingt nicht nur den Verlust ihrer Tauglichkeit als Bedeutungserklärung, sondern verwischt und verharmlost letztlich das, was mit einem „Nazi“ zu verbinden ist, nämlich die Akzeptanz oder sogar Gutheißung der Gräueltaten des Nationalsozialismus.

Mein Plädoyer ist nun keine Bagatellisierung des Gedankenguts von Norbert Hofer, denn rechtsextreme Politik hebelt viel von dem aus, was gesellschaftliches Fundament unserer Republik ist oder zumindest war: das rechtsstaatliche Prinzip, die demokratischen Werte, die Menschenrechte und die sozialstaatliche Absicherung. Alles das stellt die FPÖ infrage. Reden wir also darüber, was das genau für unsere Gesellschaft zur Folge hat und was es bedeutet, wenn sich ÖVP und SPÖ mit einer rechtsextremen Partei ins Bett legen.

Eine trennscharfe ideologische Einordnung macht Sinn, sie beschreibt in Falle von Hofer das politische Gerüst, auf das er und die FPÖ bauen. Es reicht, dass wir mit Hofer einen rechtsextremen Bundespräsidenten bekommen könnten – alleine dieses Schreckensszenario sollte uns in die Knochen fahren!

*Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da der Rechtsanwalt von Hofer Berufung einlegte.

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


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